Sprachkitas gefährdet

Sparpolitik des Bundes erreicht unseren Bezirk

von Kolja Fuchslocher

Aktuell werden in unserem Bezirk 58 Kitas mit dem Bundesprogramm Sprach-Kitas gefördert. Zusätzliche Fachkräfte kümmern sich hier um die sprachliche Entwicklung, insbesondere bei Kindern mit defizitären Entwicklungen. Die Bedarfe hatten zuletzt im Zuge der Corona-Pandemie und den damit vielen geschlossenen Einrichtungen massiv zugenommen. Daher wurde das Programm erst im Sommer 2021 aufgestockt auf nunmehr 260 Millionen Euro. Das Programm richtet sich dabei keineswegs nur an Kindern mit Migrationshintergrund. Bundesweit wurden zuletzt 520.000 Kinder in 6.800 Kitas gefördert.

Sämtliche Evaluationen bestätigen den SprachKitas eine hohe Wirkung und so fand das Bundesprogramm auch Niederschlag im Koalitionsvertrag der Ampel. Umso überraschender kam die Verkündung des Aus für das Bundesprogramm durch Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) im Sommer. Rund 260 Millionen Euro möchte das Familienministerium damit jährlich einsparen. Auch im Bereich der Fachkräfteoffensive, Frühe Hilfen, der Jugendsozialarbeit oder Jugendverbände kürzte das Familienministerium die Mittel ordentlich zusammen. In Angesicht der enormen Sonderausgaben für die geplante Aufrüstung in Höhe von 100 Milliarden Euro oder zuletzt für die Deckelung der Energiepreise in Höhe von 200 Milliarden Euro erscheinen diese Kürzung geradezu kleinlich und überflüssig. Dennoch hält die Bundesregierung daran fest.

Gleichzeitig wiederholt das Familienministerium in Endlosschleife, die Sprach-Kitas seien gerettet, da sie in das so genannte Kitaqualitätsgesetz überführt würden. Mit dem Kitaqualitätsgesetz soll das so genannten Gute-Kita-Gesetz fortgeführt werden. Es beinhaltet einen zweckgebundenen Zuschuss des Bundes in Höhe von 2 Milliarden Euro für die Kitas. Doch so einfach ist das nicht. Eine Kürzung der Bundesmittel um 260 Millionen Euro bleibt eine Kürzung. Richtig ist, das im sogenannten Kitaqualitätsgesetz die sprachliche Förderung auch zukünftig möglich sein soll. Aber die zweckgebundenen Mittel sind bereits verplant. Wer aus diesen Mitteln Sprach-Kitas fördern möchte, muss also an anderen Stellen einsparen, z. B. bei den Gruppengröße n oder die Kitagebühren erhöhen.

Vor diesem Hintergrund hat der Jugendhilfeausschuss das Land und den Bund aufgefordert, alles zu unternehmen, um die Sprach-Kitas auch zukünftig zu erhalten. Auf Landesebene finden Bemühungen statt, eine Anschlussfinanzierung zu finden. Dennoch wird die Weiterführung ein enormer Kraftakt. Die Fachkräfte müssen gehalten werden und die notwendigen Strukturen zur Weiterführung des Programms auf Landesebene aufgebaut werden. Dies ist nach Stand der Dinge bis Ende des Jahres nicht schaffbar. Daher muss sich der Bund bewegen und zumindest übergangsweise das Programm weiterführen. Ansonsten sieht es schlecht aus für die 58 Sprach-Kitas in unserem Bezirk.

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