Unterstützung des Neustarts des Jugendwiderstandsmuseums und Ermöglichung des Relaunch der Ausstellung "Wartet nicht auf bess're Zeiten - Jugendwiderstand in der DDR" in der Galiläakirche,in der Rigaer Straße 9 in Friedrichshain durch Sondermittel der BVV
Initiatorinnen: DIE LINKE/B'90 Die Grünen/SPD/CDU
Die Bezirksverordnetenversammlung möge beschließen:
Die Bezirksverordnetenversammlung Friedrichshain-Kreuzberg unterstützt den neuen Trägerverein des Jugendwiderstandsmuseums „Verein zum Erhalt und zur Förderung des Jugendwiderstandsmuseums e.V.“ durch die Bereitstellung von 15.000 Euro aus Kapitel 4500, Titel 97130 „Sondermittel der Bezirksverordnetenversammlung“ zweckgebunden um den Relaunch der Ausstellung „Wartet nicht auf bess’re Zeiten – Jugendwiderstand in der DDR“ zu ermöglichen und damit zum Erhalt des Jugendwiderstandsmuseums beizutragen.
Begründung:
Durch den kompletten Ausstieg aus der Betreuung und des Betriebs des Jugendwiderstandmuseums durch die bis dato für dieses verantwortliche Hedwig-Wachenheim-Gesellschaft e.V., die Kündigung des Mietvertrages für die Räume des Jugendwiderstandsmuseum in der Galiläakirche in der Rigaer Straße und die Mitnahme sämtlicher Einrichtungsgegenstände war und ist die Existenz eines wichtigen Erinnerungs- und Informationsortes zur Geschichte des Widerstands gegen die staatlich-repressiven Strukturen der ehemaligen DDR in Friedrichshain existentiell bedroht. Zurückgelassen wurden nur die Schautafeln der Ausstellung selbst.
Seit Februar 2024 kümmert sich nun ein eigens hierfür gegründeter Verein um den Weiterbetrieb und die Erneuerung dieses für Friedrichshain so wichtigen Ortes, der auch Austragungsort der Verleihung des von Bezirksamt und BVV getragenen Silvio-Meier-Preises ist.
Doch obwohl es nun einen neuen Trägerverein gibt, die Galiläakirche wieder für die Öffentlichkeit zugänglich ist, diverse Kulturveranstaltungen stattfinden, auch der Silvio-Meier-Preis 2024 dort verliehen werden konnte, fehlt das entscheidende Moment, dass diesen Ort überhaupt zum Jugendwiderstandsmuseum macht(e): die Ausstellung selbst. Die Ausstellungstafeln sind zwar noch vorhanden, doch die Baugerüstgestänge, an denen diese vormals präsentiert wurde, wurde ebenfalls von der Hedwig-Wachenheim-Gesellschaft beim Auszug mitgenommen, so dass eine Präsentation derzeit nicht möglich ist.
Die seit 2008 existierende Ausstellung „Wartet nicht auf bess’re Zeiten – Jugendwiderstand in der DDR“ in der Galiläakirche, Rigaerstraße 9, 10247 Berlin gibt vielfältige Einblicke in die jugendkulturell geprägten Widerstandsstrukturen im ehemaligen Ost-Berliner Bezirk Friedrichshain zwischen den Jahren 1948-1989. Dabei wird die lange Widerstandstradition des Bezirks besonders beleuchtet. Viele DDR-Jugendoppositionen fanden Obhut in evangelischen Kirchengemeinden, eben u.a. in der Galiläakirche, wo man sich gegen staatliche Repression aussprach, sich vernetzte und Impulse für die friedliche Revolution 1989 setzten konnte. In der Ausstellung geben Bild- und Texttafeln, originale Ausstellungstücke sowie Bild- und Tondokumente Einblicke in die Lebenswelt widerständiger Jugendlicher in der DDR.
Nach mehr als 15 Jahren ist die Ausstellung auf mehreren Ebenen „überholungsbedürftig“. Die nicht mehr zeitgemäße Hängung der Bild- und Texttafeln muss durch eine flexible Präsentation und Platzierung ersetzt und durch eine zeitgemäßere, audiovisuell digitalisierte Aufbereitung aktualisiert werden, um die Ausstellung wieder als Herzstück im Jugendwiderstandsmuseum zu installieren und mittelfristig auch inhaltliche neue Akzente zu setzen, die das Thema des politischen Engagements von Jugendkulturen in Berlin gerade in einem Bezirk wie Friedrichshain vertieft und erweitert.
In Verbindung mit dem zukünftigen regelmäßigen Kulturprogramm in der Galiläakirche soll gerade durch die neu zu gestaltende Dauerausstellung im Jugendwiderstandsmuseum noch stärker Politik und Kultur miteinander verbunden werden, um jüngere Generationen anzusprechen und die Stärkung der politischen Partizipation, des demokratischen, sozialen und humanistischen Engagements zu fördern.
Der „Verein zum Erhalt und zur Förderung des Jugendwiderstandsmuseums e.V.“ hat im Februar 2024 mit der Evangelischen Kirchengemeinde Galiläa-Samariter einen langfristigen Mietvertrag abgeschlossen, um gemeinsam - mit dem Jugendwiderstandsmuseum als Zentrum - das Kirchenschiff zu einem soziokulturellen Ort der Begegnung zu entwickeln, der die Historie der Kirche angemessen würdigt und damit über die unmittelbare Nachbarschaft im Samariter-Kiez hinaus den gesamtgesellschaftlichen Zusammenhalt stärkt.
Ein erster wichtiger Schritt dazu dieses Zentrum Jugendwiderstandsmuseum wieder erlebbar zu machen wäre nun, zu ermöglichen die Ausstellung wieder zeigen zu können. Dies durch Sondermittel der BVV zu ermöglichen, wäre ein sichtbares Bekenntnis der demokratisch gewählten Vertreter*innen des Bezirks, diesen wichtigen Erinnerungs- und Informationsortes zur Geschichte des Widerstands gegen die staatlich-repressiven Strukturen der ehemaligen DDR in Friedrichshain zu erhalten zu wollen.